Vietnam 2019: Halbzeit und Abschied in Zentralvietnam

Der Nachtzug

Mittwoch, 13.11.19

Wir hatten bereits im Vorfeld gelesen, dass der Zug in Vietnam für deutsche Verhältnisse eher in ein Museum gehört. Ganz so schlimm empfand ich es zwar nicht, aber anders war es trotzdem 🙂

In dem Nachtzug nach Da Nang angekommen, waren wir etwas … sagen wir mal überrascht. Wir hatten uns „Soft Sleeper“ Plätze gebucht, was die wohl komfortabelste Klasse ist. In einem Abteil gab es 2 Hochbetten mit je 2 Etagen. Da wir die Tickets relativ spät gebucht hatten, waren wir leider nicht in einem Abteil und alle in den oberen Betten. Zwischen der Matratze und der Decke gab es nicht genug Platz um sich aufrecht hinzusetzen, aber da wir ohnehin die ganze Nacht durchfahren würden, war das nicht weiter schlimm.

Mein Platz für ca. 13 Stunden Fahrt

Zwischen den verschiedenen Wagons waren Wände vorhanden, sodass niemand direkt herausfallen könnte. Hier trafen sich anscheinend in regelmäßigen Abständen Einheimische um zu Rauchen, da es im Wagon selbst verboten war. Allerdings bemerkte man das natürlich trotzdem, da für einen natürlichen Durchzug gesorgt war.

Da die Mitarbeiter des Zuges, aus mir unerklärlichen Gründen, in regelmäßigen Abständen die Tür zu unserem Abteil öffneten, war mein Schlaf allerdings leider alles andere als gut. Die Geräuschskulisse war, dank Noise Canceling Kopfhörer, dagegen in Ordnung. Anfänglich war die Klimaanlage, wie hier üblich, auf arktisch eingestellt. Als ich dann mitten in der Nacht schwitzend wach wurde, befürchtete ich bereits, dass ich Fieber habe. Nachdem ich mich aber aufgedeckt hatte, bemerkte ich dass es tatsächlich unglaublich warm im Abteil war. Anscheinend wird die Klimaanlage irgendwann in der Nacht abgeschaltet, bevor sie dann gegen morgen wieder auf arktisch eingeschaltet wird. Warum? Ich habe keine Ahnung 🙂

Da Nang

Donnerstag, 14.11.19

Am Zugterminal erwarteten uns bereits die üblichen Taxi-Anbieter, die penetrant versuchten uns von einer Fahrt mit ihnen zu überzeugen. Ingo stellte dann aber fest, dass unser Hostel nur ca. 10 Minuten zu Fuß entfernt war. Als wir die Taxi-Anbieter abwimmelten und uns auf den Weg machten, fiel uns direkt auf, wie anders die Stadt Da Nang im Vergleich zu unseren bisherigen Zielen war. Alles war sehr sauber, überall gab es Wolkenkratzer mit riesiger Leucht-Reklame und es schien so, als hielten sich die Roller-Fahrer tatsächlich an die Ampeln. Es fühlte sich beinahe so an, als wäre man in einem anderen Land. Im „Backpackers Hostel“ angekommen, erklärte uns die Dame an der Rezeption in sehr gutem Englisch, dass die Regierung die Stadt gerne in eine Art Singapur verwandeln möchte. Das erklärt auch, warum hier alles so anders wirkt. Von der wirtschaftlichen Lage Singapurs ist die Stadt zwar vermutlich noch ein bisschen entfernt, aber mal sehen wie sich das entwickelt!

Der Verkehr war natürlich trotzdem noch chaotisch

Da wir erst 10:00 Uhr hatten und wir unser Zimmer erst ab 14:00 nutzen konnten, machten wir uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Wir aßen Nudeln auf „Quang“ Art („Mì Quang“), was eine regionale Speise aus Da Nang sei.

Geschmacklich war es allerdings leider kein Highlight. Danach gingen wir in einen Laden um nach Jacken zu schauen und kamen anschließend wieder im Hostel an. Unser Zimmer war sehr einfach, aber günstig. Leider war das Zimmer allerdings so einfach, dass wir nicht einmal ein Fenster hatten.

Unser „Deluxe 3 Person Room“ im Backpackers Hostel Da Nang

Nachdem wir uns aufgefrischt hatten, gingen wir voller Tatendrang vor die Tür und stellten fest: Es regnete wieder wie aus Eimern. Da wir uns davon aber nicht abhalten lassen wollten, kauften wir uns in einem Lebensmittel-Laden nebenan drei Regen Ponchos. Dieses mal hatten wir uns allerdings für die bessere Variante entschieden, die aus einem dickeren Plastikmaterial besteht. Damit ausgestattet, gingen wir zu einer Pizzeria, die uns ein Amerikaner in Mui Ne empfohlen hatte. Im „4P Pizza“ (4 Pieces) angekommen, bemerkten wir schnell, dass es sich hier anscheinend um ein eher schickes Trend-Restaurant handelt. Da wir aber trotz unserer Badehosen und Flip Flops nicht abgewiesen wurden, aßen wir dort eine relativ gute Pizza und machten uns anschließend auf den Weg zur Drachenbrücke.

Samstags spuckt der beleuchtete Drache sogar Feuer
Der Regenponcho mit Lichtfenster, sodass man ihn vorne über den Roller hängen kann

In der Straße waren praktischerweise direkt mehrere Bars und Lokale, weshalb wir im „Universal Pub“ eingekehrten und dort ein lokales Bier probierten. „La Rue“ wird im ca. 80km entfernten Hue gebraut und schmeckte mir wirklich gut. Da Ingo und Christian aber bereits von „Bia Saigon“ überzeugt waren, war ich der einzige, dem La Rue besser als dieses schmeckte.

Der Ausblick vom Balkon des Universal Pubs

Wir verfolgten ein wenig das Geschehen an der Straße, bis wir schließlich noch in die Bar „Bamboo 2“ gingen, um von dort gegen ca. 02:00 Uhr zurück zum Hostel zu fahren. Auf dem Heimweg stellte sich dann heraus, dass das Taxi nur sehr kurz fahren musste, da wir uns in unmittelbarer Nähe unseres HostelS befanden. Praktisch!

Tagesausflug nach Hoi An

Freitag, 15.11.19

Wir mieteten uns für die kommenden beiden Tage drei Roller. Da der ruhige Fischerort „Hoi An“ nur ca. 30km entfernt war, planten wir einen Tagesausflug dort hin. Nach anfänglicher Skepsis Christians, kamen wir allerdings sehr gut durch den doch etwas stärkeren Verkehr. Unterwegs sah ich irgendwann, dass Ingo während der Fahrt auf dem Highway von einer Roller-Fahrerin angesprochen wurde und sie sich kurz unterhielten. Als ich vorfuhr um zu erfahren, was sie uns sagen wollte, war ich allerdings überrascht: Ich hatte damit gerechnet, dass sie uns vor einem Polizei-Kontrollpunkt oder Ähnlichem warnen wollte. Stattdessen nannte Ingo es aber einfach einen (natürlich vollkommen normalen) „Smalltalk auf dem Highway“ 🙂 Sie erzählte ihm, dass sie an den „Marble Mountains“ wohne, einer Sehenswürdigkeit an der wir in diesem Moment vorbeifuhren.

Nach ca. 50 Minuten Fahrt, kamen wir in Hoi An an. Vorm Ortseingang bogen wir noch kurz ab, um uns die Reisfelder genauer anzusehen.

Besonders schön fand ich dort einen Farmer, der sich kurz auf seinem Büffel ausruhte

Den „ruhigen Fischerort“ hatten wir uns allerdings etwas anders vorgestellt. In der Altstadt gab es einen großen Markt, an dem über gefälschte Kleidung, Obst und Gemüse bis hin zu gebastelten Lampions wirklich alles verkauft wurde. Außerdem gab es eine große Markthalle, in der es viele verschiedene Stände mit Essen gab.

Auch hier wurde man händeringend umworben, da jeder Stand natürlich der beste sei

Wir aßen an einem Stand und machten uns anschließend auf den Weg in die Altstadt, da auf dem Markt und den Straßen drum herum doch sehr viel Trubel war. Die Altstadt von Hoi An gilt als Unesco Welt Kulturerbe. Wir schlenderten also ein bisschen umher, tranken Kaffee und probierten uns durch diverse Snacks, die an den Straßenecken verkauft wurden.

Abends erhellten dann diverse Lampions die Straßen der Altstadt.

Wir haben uns das allerdings noch etwas schöner vorgestellt und waren ein wenig enttäuscht. Ich las bereits im Vorfeld, dass man als Eintritt für die Altstadt 120.000 Dong (ca. 5€) bezahlen müsse. Allerdings mussten wir das bis zum frühen Abend nicht. Auf einmal wollte man uns aber nicht mehr zu unseren Rollern lassen, da wir nun doch ein Ticket haben müssten. Nach diversen Umwegen durch die Stadt erreichten wir unsere Roller dann aber doch und fuhren im Dunkeln nachhause. Im Hostel angekommen, las ich noch ungefähr für 20 Minuten in meinem Roman, bis ich schließlich gegen 22:30 Uhr tief und fest am schlafen war.

Wolkenpass und die enttäuschenden Elephant Springs

Samstag, 16.11.19

Wir machten uns früh morgens auf den Weg zum Wolkenpass. Dies ist eine Serpentinen-Strecke entlang bzw. über einen hohen Berg. Früher war der Wolkenpass die Haupt Handels-Straße von Hoi An nach Hue. Irgendwann wurde allerdings ein Tunnel durch den Berg gegraben, weshalb der Wolkenpass weniger genutzt wurde. Seitdem dort aber eine Folge „Topgear“ gedreht wurde, erfreut sich der „Hai Van Pass“ reger Begeisterung von Touristen und natürlich den Tour-Anbietern, die für vollkommen überzogene Preise Fahrten in Bussen und als Roller-Sozius anbieten.

Eine Kurve des Wolkenpasses

Die Strecke zog sich über ca. 18km entlang der Klippen des Berges. An den höheren Punkten sah man dann auch relativ gut, warum der Pass den Namen „Wolkenpass“ bekam.

Im Hintergrund sind die namensgebenden Wolken zu sehen, die die Sicht auf den Berggipfel versperren

Als ich mit meiner Drohne noch ein paar Luft-Aufnahmen machen wollte, kamen ein paar Einheimische zu mir, um gespannt zuzusehen. Noch ein kurzes Selfie, dann ging es weiter.

Der Wolkenpass an sich war allerdings relativ schnell gemeistert, weshalb wir uns danach noch auf den Weg zu den „Elephant Springs“ machten, einer Reihe von natürlichen Pools in einem Flussbett. Auf dem Weg dort hin kamen wir an diversen Reisfeldern vorbei, sahen den Zug den wir am nächsten Tag nehmen werden und wurden einmal kurz von einer Straßenblockade aufgehalten, die sich aber nach ein paar Sekunden wieder auflöste.

Diese Giganten ließen sich auch durch Hupen nicht aus der Ruhe bringen

An den Elephant Springs angekommen, waren wir aber mehr als enttäuscht. Wir wurden gebeten eine Eintritts- und Parkgebühr zu bezahlen und stellten anschließend fest, dass anscheinend niemand dort war. Wirklich niemand! Auch keine Einheimischen. Entlang des Wassers gab es anscheinend mal mehrere Hütten in denen etwas verkauft wurde, allerdings waren viele eingestürzt und schienen verlassen. Hat hier vielleicht ein Sturm alles zerstört? Es konnte uns niemand sagen, allerdings gab es so leider nur vermüllte Becken zu sehen, neben zerstörten Hütten und viel MüllPlastik.

Nach der Enttäuschung machten wir uns auf den ca. 2 Stündigen Rückweg zum Hostel. Unterwegs aßen wir noch etwas, was das bisher beste Essen war! Aber in der Begeisterung habe ich leider vergessen ein Bild zu machen 🙂 Es waren dünne Reispapier Blätter, die man sich anschließend selbst mit gegrilltem Schweinefleisch, frischen Kräutern, Salat und einer Erdnusssoße belegte und zusammenrollte.

Abends feierten wir dann noch in der „Bamboo 2“ Bar in Ingos Geburtstag hinein. Da ich mich aber nicht besonders gut fühlte, machte ich mich gegen ca. 01:00 Uhr alleine auf den Weg zurück ins Hostel. Ingo um Christian feierten noch etwas weiter und kamen schließlich ebenfalls im Hostel an.

Abschied von Christian

Sonntag, 17.11.19

Nachdem wir uns ausgeschlafen hatten, packten wir unsere Rucksäcke und machten uns fertig. Wir checkten im Hostel aus, stellten unsere Rucksäcke unter und gingen etwas essen.

Christian verlässt uns nun leider! Er fliegt am 17.11.19 gegen 14 Uhr von Da Nang aus nach Hanoi und verbringt dort noch eine Nacht. Am Montag, 18.11.19 würde er zurück über Istanbul nach Deutschland fliegen. So richtig wahrhaben wollte das aber noch niemand. Wir ließen noch ein paar Geschehen vom Urlaub Revue passieren, bevor wir uns schließlich verabschiedeten und Christian mit einem Grab (der asiatischen Alternative zu Uber) Richtung Flughafen aufbrach.

Ein letztes Selfie zu dritt

Ingo und ich machten uns zeitgleich auf den Weg zum Zugterminal, von wo aus wir mit dem Zug ca. 270km in 5,5 Stunden (ja, du hast dich nicht verlesen – die Züge hier sind tatsächlich sehr gemütlich unterwegs) in den Phong Nha Ke Bang Nationalpark fahren würden.

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