Vietnam 2019: Die letzten Tage in Hanoi

Dienstag, 26.11.19

Wir erreichten Hanoi gegen 21:00 Uhr abends. Der Busfahrer ließ uns in der Nähe des „Flipside Hostels“, inmitten der Altstadt von Hanoi raus. Uns kam es bereits kurz nach der Ankunft so vor, als hätte Hanoi etwas mehr Charme als Saigon. Aber vermutlich ist das reine Geschmackssache. Im Hostel angekommen, fragten wir nach einem privaten Zimmer, da ich die letzten drei Tage gerne noch etwas Ruhe haben wollte. Das Leben in Mehr-Bett-Zimmern hat natürlich auch etwas, allerdings ist es doch angenehmer, wenn man nur unter sich ist. Für die erste Nacht war nur noch ein Zimmer mit Doppelbett frei, was für uns aber kein Problem war. Das Zimmer an sich war ganz gemütlich, wir hatten sogar eine Badewanne auf dem Balkon! Die würden wir aber natürlich weniger gebrauchen können 🙂

Beer Street

Nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten, entschieden wir uns, die bekannte „Beer Street“ zu besuchen. Hier gab es viele kleine Lokale und Bars, in denen jeweils Bier getrunken und gegessen wurde.

Wir entschieden uns für eine der ersten Bars, allerdings aufgrund der angebotenen Speisen nur für zwei Bier. Im nächsten Restaurant bestellten wir anschließend etwas zu essen, was allerdings nicht besonders lecker war: Es waren diese Instant-Mie-Eier-Nudeln zusammen mit frittiertem Hähnchen-Fleisch und ein bisschen Kohl. Egal, wir brauchten sowieso nur etwas als Grundlage! Während des Essens wurden wir von zwei Chinesen angesprochen, die anscheinend sehr amüsiert darüber waren, in Vietnam mit zwei Deutschen sprechen zu können. Da sie allerdings fast kein Englisch konnten, musste mal wieder die Google-Übersetzer App herhalten. Da hier aber oft sehr „interessante“ Sätze bei uns ankamen, vermute ich, dass Chinesisch hier nicht besonders gut übersetzt wird 🙂

Um Mitternacht passierte dann etwas interessantes: Die vorher volle Straße wurde komplett von der Polizei geräumt. Überall sprangen hektisch die Bar-Inhaber und Angestellten auf, scheuchten alle Gäste die draußen saßen in ihre Bars hinein und räumten alle Sitzmöglichkeiten von der Straße. Man versicherte uns aber, dass dies jeden Abend passiert. Anscheinend wird gegen ein kleines Schmiergeld an die Polizei dann auch akzeptiert, wenn man trotzdem im Inneren weiterfeiert.

Mittwoch, 27.11.19

Kurz nach der Sperrstunde um Mitternacht gingen wir zu „Toms Bar“, die von außen so aussah, als sei sie geschlossen. Die Rollläden waren bereits halb geschlossen und die Leucht-Werbung vor der Tür war ebenfalls ausgeschaltet. Die Promoterin vor der Tür schob aber daraufhin die Rollläden hoch und führte uns in die Bar, die tatsächlich ziemlich gefüllt war. Die „Bar“ erinnerte allerdings eher an einen Nachtclub: Alle Gäste tanzten ausgelassen zu lauter, europäischer Club-Music, man sah in regelmäßigen Abständen Leute mit riesigen Lachgas-Ballons vorbeilaufen und es floss eine Menge Alkohol. Es war auf jeden Fall ein wirklich seltsames Gefühl, da von außen so getan wurde, als wäre die Bar bereits geschlossen. Ungefähr gegen 01:00 Uhr wurde dann allerdings die Musik ausgemacht und die Bar-Angestellten befahlen uns leise zu sein. Bei einem Blick nach draußen, verstanden wir dann auch warum: Die Polizei stand wieder vor der Tür und störte sich scheinbar daran, dass im Inneren doch noch weiter gefeiert wurde. „Da hat wohl jemand zu wenig Schmiergeld gezahlt!“ sagte Ingo lachend. Die Barkeeperin sagte uns anschließend, dass wir ihr folgen sollen. Wir gingen an der Polizei vorbei aus der Bar hinaus. Direkt hinter einer Ecke bogen wir dann aber zu einem Hintereingang ab und gingen anschließend direkt wieder in die Bar. Nachdem wir ein bis zwei Minuten leise im Flur warteten, gab uns die Barkeeperin das Zeichen für reine Luft. Weiter geht’s! Wir feierten weiter bis die Bar schließlich gegen 03:00 Uhr schloss. Danach gingen wir noch auf ein paar letzte Biere in eine weitere Bar nebenan danach dann gegen 04:30 Uhr zurück in unser Hostel. Das mit den „aber nur für drei bis vier Bier“ hat wohl doch nicht so gut geklappt!

Die Altstadt

Am nächsten Morgen (der ein oder andere würde es vielleicht Mittag nennen 🙂 ) aßen wir nochmal eine Pho Bò zum Frühstück. Direkt neben unserem Hostel gab es direkt mehrere Suppen-Küchen, von denen wir uns für eine an der Straßen-Kreuzung entschieden. Wir beobachteten anschließend das wilde Treiben der Straße im „Old Quarter“, also der Altstadt, in der man wirklich viele verrückte Dinge kaufen und sehen konnte. Überall waren kleine Läden, in denen man etwas spezielles kaufen konnte: In einem Laden wurden Suppen-Kessel hergestellt, daneben wurden Lichterketten repariert und verkauft, in anderen gab es Tabak-Pfeifen. Uns fiel dort das erste mal auf, dass wir für alle diese Dinge nur an einen Ort fahren würden; den Supermarkt. So etwas wie einen Supermarkt haben wir in Vietnam allerdings nirgends gesehen. Hier scheint man wirklich für sämtliche Dinge den zugehörigen Laden zu besuchen.

Eine Dame mit einem mobilen Verkaufsstand
Die Rikschafahrer waren überall
In Hanoi schienen die Hocker besonders niedrig zu sein

Nachdem wir ein bisschen das Treiben im „Old Quarter“ betrachteten, entschieden wir uns dazu als Abendessen das legendäre „Banh Mi 25“ auszuprobieren. Bahn Mi wird oft als der „Offizielle Snack Vietnams“ bezeichnet, da man es tatsächlich überall bekommt. Es handelt sich um ein Baguette-Brötchen welches meistens mit Fleisch, einem Kohl und diversen Kräutern belegt ist. Als Sauce gab es meist eine scharfe Chilli-Sauce mit einem Hauch von Fischsauce. Wir entschieden uns hier für Banh Mi mit Rindfleisch und Käse, eher untypisch.

Nach dem ersten Banh Mi bestellten wir uns direkt ein weiteres, bei dem ich mich dieses Mal an Schweinerücken mit Pate traute, was wohl unter anderem Hühnchen-Leber ist. Davon hat man allerdings nicht besonders viel geschmeckt, es kam lediglich eine leichte Note von Leberwurst durch.

Zurück im Hostel, besuchten wir die Rooftop Bar. Hier waren bereits ein paar Holländer Trinkspiele am Spielen. Nachdem wir eingestiegen sind, kamen irgendwann immer mehr und mehr Leute von den unterschiedlichsten Nationen dazu. Als wir irgendwann mit über 15 Leuten King’s Cup spielten, animierte uns ein schottischer Angestellter des Hostels zu einem Pubcrawl. Der Schotte erklärte uns im Laufe des Abends, dass er bereits seit acht Jahren durch Asien reise und immer mal wieder irgendwo in Hostels arbeite. Faszinierend wie manche Menschen leben!

Beer Street, die Zweite

Der Schotte führte uns in diverse Pubs und Clubs, in denen wir jeweils einen „Free Shot“ bekamen und ein paar Getränke tranken. Die anfangs große Gruppe verlor sich allerdings relativ bald auf sechs Leute. Ingo und ich feierten schließlich wieder in Toms Bar mit zwei Holländern, zwei Französinnen und diversen anderen Menschen die wir dort trafen.

Donnerstag, 28.11.19

Gegen 01:00 Uhr mussten wir mal wieder durch den Hintereingang in die Bar kommen, aber das kannten wir ja bereits 🙂 Ich entschied mich gegen 03:00 Uhr zurück zum Hostel zu gehen, Ingo blieb noch etwas länger. Am nächsten Morgen berichtete mir Ingo, dass er sich mehrfach in den engen Gassen der Altstadt verlaufen habe. Nachdem sein Akku auch noch leer war, fragte er diverse Menschen nach dem Weg. Als er endlich zwei Südkoreaner traf, die ihm den Weg auf ihrem iPhone zeigten, geschah allerdings etwas unangenehmes: Der Südkoreaner zeigte Ingo den Weg auf seinem Handy, als ein Rollerfahrer vorbei fuhr und dem Südkoreaner das Handy aus der Hand riss. Das ist schon wirklich mies, wenn jemandem das Handy gestohlen wird, weil er hilfsbereit war!

Altstadt und Markt

Wir besuchten Vormittags eine (laut Google Maps) bekannte Pho-Küche namens Pho Thin. Ich fand die Suppe hier besonders lecker! Es war eine wirklich intensiv duftende und schmeckende Rinderbrühe mit viel frischem Rindfleisch und Kräutern. Hier wurde das Rindfleisch roh in die Suppe gegeben, sodass es während des Essens garte und besonders zart blieb.

Hier sieht man die Suppen-Küche, durch die auch regelmäßig Roller fuhren
Die wirklich leckere Suppe mit nachgegartem Rindfleisch

Danach besuchten wir einen Markt, auf dem es über vier Stockwerke wirklich alles zu kaufen gab.

Die Markt-Halle erstreckte sich über vier Etagen erstreckte
Hier machte ein Händler einen Powernap
Eine Obst-Verkäuferin die ihre Einnahmen zählte

Wir besuchten mehrere Cafés, versuchten ein bisschen Streetfood und setzen uns gegen Mittag schließlich in ein Café, in dem es auch Banh Mi zu essen gab. Ich bestellte mir eins mit gemischtem Fleisch und Gemüse, woraufhin ich fast eine halbe Stunde auf das belegte Baguette wartete. Als der Café Besitzer dann mit dem Banh Mi um die Ecke kam, war mir auch klar warum: Er verkaufte gegen einen kleinen Aufpreis einfach das Banh Mi von einem anderen Stand! Ich bezahlte also umgerechnet 2€ statt den 1,80€ direkt an dem Laden selbst. Die 0,20€ war mir die Bedienung allerdings auf jeden Fall wert 🙂

Bia Hoi Corner

Gegen Abend machten wir uns auf den Weg zum „Bia Hoi Corner“. Bia Hoi ist ein Bier, dass jeden morgen frisch gebraut wird. Es wird anschließend möglichst schnell heruntergekühlt, um es direkt abends überall zu verkaufen. Bier war ja allgemein nirgends wirklich teuer in Vietnam, aber die Preise hier waren wirklich sagenhaft: Ein Bia Hoi gab es von 5.000 Dong bis 10.000 Dong (~ 0,20€ bis 040€). Gezapft wurde das Bier direkt aus den Bier-Fässern in die bereits bekannten Plastik-Humpen.

Wir fanden einen Platz bei einer wild zusammengewürfelten Gruppe aus einem Bolivianer, einem Kanadier, einem Australier und einem Kolumbianer. Der Kanadier und Australier stellten sich als besonders witzig heraus. Kennst du die Art von Mensch, die man in irgend einen Raum stellen kann und innerhalb von wenigen Minuten jeder von diesen unterhalten wird? Genau so waren die zwei!

Irgendwann stießen noch mehrere Amerikaner zu uns, die anscheinend bereits den Australier und Kanadier kannten. Einer der Amerikaner hatte einen kleinen Stoff-Esel namens „Pedrito Mader“ dabei hatte. Der kleine Stoff-Esel hat bereits einiges erlebt, wie du dir gerne selbst auf seiner Facebook-Seite anschauen kannst 🙂 Irgendwann entschieden wir uns dazu, mit dem wild zusammengewürfelten Haufen weiter zu ziehen. Nach ein paar enttäuschenden Stopps landeten wir allerdings irgendwann (bereits zum dritten Mal in Folge) in Toms Bar. Ich verließ die Bar gegen 03:00 Uhr morgens, Ingo blieb nochmal etwas länger.

Der letzte Tag

Freitag, 29.11.19

Da Ingo gegen 09:00 Uhr morgens nicht den Anschein machte, als hätte er Lust mit mir zu frühstücken, packte ich meine Tasche und machte mich anschließend auf den Weg zu einer Suppen-Küche. Ein letztes mal Pho zum Frühstück! Nachdem ich mir (mit meinem leider immer noch beschränkten Wortschatz) eine Suppe auf vietnamesisch bestellte, unterhielt ich mich noch kurz mit der Besitzerin. Danach ging ich in ein kleines Café um dort einen „Egg-Coffee zu trinken“. Der Egg-Coffee ist ein Kaffee, in den ein rohes Ei aufgeschlagen wird, wodurch der Kaffee sehr cremig wird. Irgendwann kam Ingo dazu und bestellte sich ebenfalls einen Kaffee. Mittags aß ich noch ein letztes Mal eine wirklich leckere frische Frühlingsrolle, Ingo ein Bahn Mi. Nach einiger Zeit wanderten wir noch ein wenig durch die Altstadt von Hanoi und besuchten diverse Shops, um noch ein paar T-Shirts und Jacken zu kaufen.

Danach machten wir uns mit einem Grab-Taxi auf den Weg zum Flughafen.

Am Flughafen hatten wir noch ein paar Dong übrig, die wir kurzerhand in einen Massage-Sessel und ein letztes Bier investierten.

für ungefähr 40 Cent konnte man sich 6 Minuten lang massieren lassen

Danach ging unser Flug sehr pünktlich zurück nach Istanbul und anschließend weiter nach Düsseldorf. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zwiegespaltene Gefühle: Einerseits freute ich mich sehr darauf Nadine und natürlich meine Freunde und Familie wiederzusehen. Andererseits war es wirklich schade, dass die Reise nun endete. In Düsseldorf erwarteten Nadine und meine Eltern uns bereits mit einem kleinen Plakat mit unseren Namen 🙂

Aber Südost-Asien hat es mir nach wie vor angetan! Ich denke, dass ich noch mehrere Male eine Reise in diesen Teil der Welt machen werde!

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