Vietnam 2019: Con Dao Archipel

Mittwoch, 06.11.19

Wir sind mit einem Taxi zum Fähr-Büro in Soc Trang gefahren. Wir wussten bereits, dass der Hafen nicht in Soc Trang selbst, sondern in einem ca. 50km entfernten Ort liegt. Es fahre aber wohl ein kostenloser Bus vom Fähr- Büro zum Hafen. Als wir dort aber angekommen sind, teilte man uns mit, dass es heute keinen Bus geben wird. Na klasse. Also ab ins Taxi und für ca. 500.000 Dong (20€) zum Hafen gefahren. Dort stiegen wir in die Fähre namens „Superdong“ (der Name erinnert mich irgendwie immer an die Edeka-Werbung mit „Super-Geil“). In der Fähre hat alles an ein Flugzeug erinnert, es gab gelederte Sitze die alle in Fahrtrichtung zeigten und nach außen konnte man nur durch kleine Bullaugen sehen, die über den Sitzreihen waren. Christian und ich schliefen fast die komplette zweistündige Überfahrt, Ingo konnte mal wieder nicht schlafen. Wer, wie ich, nicht weiß was ein Archipel ist: Eine Ansammlung von Inseln und die zugehörigen Gewässer. Das gesamte Archipel heißt also Con Dao, die größten Insel und unser Ziel „Con Son“.

Auf der Insel angekommen, waren wir erst mal begeistert: Strahlend blauer Himmel, riesige grüne Berge, Tropenklima und Meeres-Duft. Wir stiegen in einen Bus um zum nahegelegenen Hauptort der Insel zu fahren. Dort angekommen, machten wir uns auf die Suche nach einem Hotel für die kommenden drei Nächte. Bei Booking.com haben wir ein Hotel gesehen, dass pro Nacht für 3 Personen 18€ kosten solle. Bei dem Hotel angekommen, stellten wir fest dass die Rezeptionisten leider nicht mehr Englisch sprach als „Hello“. Wir verständigten uns also größtenteils über Übersetzer-Apps und konnten uns schließlich auf den Preis einigen, der bei Booking.com ohnehin angezeigt wurde. Wir buchten an der Rezeption direkt 3 Motorroller und gingen vor die Tür, um Christian das Rollerfahren (und den asiatischen Verkehr) zu erklären. Nach ein paar kleineren Runden durch die Stadt, beschlossen wir die Küste entlang zu einem Strand zu fahren.

Unterwegs begann es allerdings so heftig zu regnen und zu gewittern, dass wir kurzerhand umdrehen mussten. Wir suchten Unterschlupf in einem Cafe, tranken dort eine Cola und schauten dem Regen beim fallen zu. Ich war erstaunt, wie viel es dort in so kurzer Zeit regnen kann. Wie sich allerdings herausstellen sollte, war das erst ein kleiner Vorgeschmack für die darauffolgenden Tage.

Wir gingen in ein kleines Restaurant mit bunten Plastikhockern vor der Tür. Ich wischte die ausliegenden Ess-Stäbchen mit einem Feuchttuch ab und äußerte meine Bedenken darüber, ob das eventuell unhöflich sei. Ingo sagte darauf nur, dass ich mir keinen Kopf machen solle, weil dafür die Art wie hier Bier getrunken würde ebenfalls unfreundlich sei

Ja, das ist ein warmes Dosenbier umgeschüttet in einen Becher mit Eis inklusive Strohhalm

Wo er Recht hat… 🙂 Wir entschieden uns dort für einen „Hotpot“ mit Meeresfrüchten. Vorstellen kann man sich das wie ein vietnamesisches Fondue in einer süß-sauren Brühe. Es gab Kalamari, Tintenfischringe, Scampi und einen Fisch der leider sehr viele Gräten hatte. Der Hotpot an sich war aber sehr lecker und wir waren auf jeden Fall begeistert.

Lẩu Cá – Hotpot

Zurück im Hotel schlief Ingo sehr früh ein, da er sich offensichtlich eine Erkältung eingefangen hatte. Christian und ich saßen noch etwas auf unserem Balkon, bemerkten dann aber dass wir innerhalb weniger Minuten unglaublich viele Stiche bekommen hatten. Deshalb gingen wir dann auch ins Bett, um uns nicht weiter den Blutsaugern auszusetzen.

Donnerstag, 07.11.19

Eigentlich wollten wir früh aufstehen, um den Tag optimal zu nutzen. Allerdings steckte uns wieder die Reise etwas in den Knochen, deswegen wachten Christian und ich erst später auf. Ingo war bereits früher wach und hatte uns in der Zwischenzeit bereits Regenponchos besorgt. Mit den Regenponchos ausgestattet machten wir uns erneut auf den Weg zum Strand.

Unterwegs begann es wieder stark zu regnen, wir ließen uns aber nicht davon abbringen und fuhren trotzdem weiter. Der Regenponcho war vergleichbar mit einem gelben Sack an den jemand Ärmel in Kinderlänge angenäht hatte. Wieder etwas, das nicht in unserer Größe war 🙂

Am Strand angekommen waren wir die einzigen Gäste, da offensichtlich niemand an einem verregneten Tag an den Strand gehen möchte.

Es hörte aber kurz danach für ca. eine halbe Stunde auf zu regnen, weshalb wir an der Strandbar ein Bier tranken und den Strand abgingen. Plötzlich sahen wir ein Flugzeug das offensichtlich sehr nah über uns zum Landen ansetzte. Kurz hinter dem Strand scheint der kleine Flughafen von Con Son Island zu liegen!

Ich machte also ein paar Bilder, wir trafen noch einen Schweizer der uns erklärte was er bereits auf der Insel erlebt hatte und fuhren kurz vor Einbruch der Dunkelheit noch weiter zum nächsten Strand. Unterwegs verfuhren wir uns dann aber und kamen schließlich beim Eingang des Nationalparks raus. Praktisch, dann wissen wir schon mal wo wir am nächsten Tag hin müssen!

Abends aßen wir in einem Restaurant in dem die Kommunikation ebenfalls wieder nur über eine Übersetzer-App möglich war. Wir entdeckten gebratenen Reis mit Meeresfrüchten, waren aber über den Preis von 200.000 Dong überrascht (ca. 8€). Der junge Kellner erklärte uns, dass die Portion für mehrere Personen ausgelegt sei und auf jeden Fall für uns drei reiche. Als die Portion dann allerdings am Tisch ankam, suchten wir online schon nach dem nächsten Imbiss-Stand in naher Umgebung, da es vielleicht etwas mehr war als das, was man in deutschen China-Restaurant als Portion gebratenen Reis bekommt.

Nationalpark und Tiger-Käfige im Gefängnis

Freitag, 08.11.19

Nationalpark, die Erste

Wir fuhren relativ früh zum Nationalpark und erfuhren dort, dass es mehrere Wege durch den Nationalpark gäbe. Einer führe zu einer Bucht in der man auch schnorcheln könne und wäre ungefähr 1km lang. Der andere führe an einen Strand und eine Stelle an der man oft Affen antreffen könne, wäre aber ca. 4km lang. Wir entschieden uns zuerst für den kürzeren Weg und gingen einen sehr glitschigen, betonierten Pfad hinunter bis zur Bucht. Unterwegs begann es langsam zu nieseln, unten angekommen strömte es aus allen Eimern. So einen Regen habe ich bisher noch nie erlebt! Wer so etwas noch nicht gesehen hat kann sich das kaum vorstellen, Christian verglich das ganze aber ungefähr mit der Szene in Jurassic Parc 1, in der der T-Rex die Ziege verspeist. Nachdem auch nach einigem Warten der Regen nicht weniger wurde, entschlossen wir uns trotzdem wieder den steilen Weg zurück zu gehen. Nachdem wir oben angekommen waren, sahen wir bereits dass sich die Wege zu kleinen Bächen entwickelt hatten.

Beim Versuch den zweiten Weg zu den Affen zu gehen, sind wir dann leider nach wenigen hundert Metern gescheitert, da es wirklich einfach zu nass und glitschig war. Christians Schuhe hatten so gut wie kein Profil, meine Sneaker standen bis zu den Knöcheln voll Wasser und die Motivation war etwas im Keller. Wir fuhren also zurück zum Hotel, zogen uns Badehosen und Flip-Flops an und entschieden uns das Museum der Insel anzuschauen.

Gefängnis der französischen Kolonialzeit

Die Franzosen errichteten in den 40er Jahren ein Gefängnis für politische Gefangene. Die Insel Con Son ist deshalb für die meisten Vietnamesen ein Ort mit einer sehr bedrückenden Vergangenheit. In diesem Gefängnis wurden Menschen bis Mitte der 70er Jahre mit menschenunwürdigen Verhältnissen gefangen gehalten, gefoltert und getötet. Die sogenannten „Tiger-Käfige“ sind Zellen, die nach oben hin durch Gitterstäbe einsehbar sind. Hier haben dann Wärter mit langen gespitzten Bambusstäben auf die Gefangenen eingestochen und anschließend Kalk über die offenen Wunden geworfen. Vorstellen kann und möchte man sich das kaum, zumal anscheinend teilweise so viele Menschen in einer Zelle waren, dass die Gefangenen nur stehen konnten.

In den Behältern befand sich das Kalk

Nationalpark, die Zweite

Da der Regen irgendwann aufhörte und sogar die Sonne hier und da mal durchblitzte, machten wir uns erneut auf den Weg zum Nationalpark. Dieses mal kamen wir etwas besser voran, hatten uns aber zur Sicherheit auch für Flip Flops entschieden. Der Weg durch den Nationalpark war wenig spektakulär, da auch hier der vorgegebene Weg betoniert und mit einzelnen Steinen befestigt war.

So sah der Weg fast durchgängig aus

Das Klima im Dschungel hatte es allerdings in sich: Nur wenige Schritte reichten und wir waren nass geschwitzt. Affen haben wir allerdings leider keine gesehen, der Strand am Ende war ebenfalls etwas enttäuschend. Hier war zwar wirklich absolute Stille, allerdings war es ein reiner Stein-Strand mit sehr viel angespültem Müll.

Der letzte Schritt bis wir am enttäuschenden Ziel angekommen sind

Leider bemerkten wir auch, dass unser eigentlich für Samstag eingeplante Fähre leider nicht verfügbar war. Deshalb mussten wir notgedrungen im Hotel nachfragen, ob wir noch eine Nacht länger bleiben können. Da das aber kein Problem war und das Wetter für Samstag ohnehin gut gemeldet war, bereiteten wir uns schon mal mental auf einen Strandtag vor.

Der erste Strandtag nach einer Woche Vietnam

Samstag, 09.11.19

Das Wetter war klasse, wir besorgten uns eine Suppe zum Frühstück und machten uns auf den Weg zu dem Strand, an dem wir zuvor schon bei Regen waren. Es war zwar nicht viel Betrieb dort, aber Ingo hatte glücklicherweise im Vorhinein bereits gelesen, dass man am Ende des Strandes über einen Felsvorsprung klettern müsse, um an einen Strand zu gelangen an dem sonst noch weniger los sei.

Gesagt, getan! Wir wateten mit den Rucksäcken über unseren Köpfen durch das ca. Bachnabel-tiefe Meer und erreichen den Felsvorsprung. Es wurde sogar schon ein Seil daran befestigt, sodass man die ca. 1,8m hohen Felsen leichter besteigen kann. Direkt auf dem Felsen konnte man den anderen Strand sehen. Nach ca. 200-300m durch durch das erneut Bauchnabel tiefe Wasser waren wir am Strand. Und tatsächlich: Weit und breit … zwei weitere Menschen. Mist, doch nicht ganz alleine! Aber da der Strand groß war, fühlte es sich dennoch danach an 🙂

Der Strand war vollkommen naturbelassen, deshalb sieht man hier auch Stücke die angespült wurden

Wir verbrachten den restlichen Tag damit zu baden und uns anschließend wieder etwas zu sonnen und fuhren nach Sonnenuntergang wieder zurück ins Hotel. Nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten, aßen wir etwas zu Abend und tranken anschließend noch ein paar Bier in einer Bar in der Nähe unseres Hotels.

Am nächsten Tag würden wir die Fähre nach Vung Tao für ca. 30€ nehmen und von dort für ca. 4 Stunden mit dem Bus nach Mui Ne fahren, einem kleinen Fischerdorf an der südöstlichen Küste Vietnams.

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